J 70 segeln
J 70 segeln out of the Box, Trimm und Handling, Aufbau und Manöver
Hier findest Du alles rund um die J70. Vom ersten Aufbau des Bootes, den Rigg- und Segeltrimm und viele Tipps und Tricks zum Handlind, den Manövern und schnellem Segeln
Hier findest Du alles rund um die J70. Vom ersten Aufbau des Bootes, den Rigg- und Segeltrimm und viele Tipps und Tricks zum Handlind, den Manövern und schnellem Segeln
Hier kommt mit das Wichtigste beim Segeln. Ganz egal ob J70 segeln, kleines Kielboot oder große Segelyacht.
Ohne eine vernünftige Wende kommt das Boot nicht nach Luv……
Das ist nur der Einstieg, es geht natürlich noch weiter und im Video-Portal von AquaTV und dem Segelberater wird das J 70 segeln bald ganz ausführlich erklärt.
Wende
Ob Du eine Wende mit dem 49er Skiff fährst oder der 12 Meter Kielyacht, die Unterschiede sind groß. Entscheident ist das Timing beim Seitenwechsel und die richtige Sitzposition. Der Rest findet sich und ist wie immer viel viel Übungssache.
Der Gewichtstrimm in der Wende ist immer ein ganz wichtiger Faktor. Auf einem Laser wird schnell klar, was ich damit meine. Wenn der Steuermann wie auf dem Laser alleine ist, gibt es auch keine weiteren Segler, die das Gewicht ausgleichen. Ein zu frühes wechseln der Seite führt bei stärkerem Wind unweigerlich zu einer Kenterung. Das ist der Laser: Er bestraft fast jeden Fehler mit dem Test der Wassertemperatur, die Lernkurve geht aber auch steil nach oben.
Um einen Test der Wassertemperatur zu verhindern, ist der richtige Umgang mit dem Pinnenausleger ganz wichtig. Wer den Pinnenausleger in der Wende richtig benutzt, wird aus der Bootsdrehung eine Wende machen können. Zum Thema Wende oder Bootsdrehung habe ich für das Online Magazin Float eine Serie geschrieben. Den Text und die Bilder dazu findest Du hier: https://floatmagazin.de/leute/drehen-oder-wenden-teil-2/
Der Pinnenausleger
Ein Boot mit Pinnensteuerung kann mit einem Pinnenausleger fast immer deutlich besser gesteuert und vor allem gewendet und gehalst werden.
Dabei ist nicht so sehr die Länge des Pinnenauslegers maßgeblich, sondern das richtige Timing und eine optimierte Bewegungsabfolge.
Der verlängerte Arm
Die Länge des Pinnenauslegers ergibt sich aus der Sitzposition des Steuermanns. Boote älteren Baujahres mit schmalem Heck – wie H-Boote, Drachen, etc.– benötigen einen eher langen Pinnenausleger.
Weil das Heck schmal ist, muss der Oberkörper des Steuermanns weit nach außen verlagert werden, um die Fock mit ihren Steuerfäden im Blick behalten zu können.
Der richtige Zeitpunkt
Entsprechend der Wind- und Wellenverhältnisse dreht das Boot schneller oder langsamer in die Wende. Immer an die Beweglichkeit der Crew angepaßt.
Unbedingt warten, bis der Großbaum die Seite wechselt und erst dann aufstehen und los. Dann wenn das boot schön aufrecht ist…. Einfacher gesagt als getan
Wende einleiten
und dann langsam…
Seitenwechsel
…und konzentriert ausführen
Hand wecheln
üben, üben, üben
Den Pinnenausleger richtig halten
Die ergonomisch beste Haltung für das Steuern mit Pinnenausleger ist folgende: Der Oberarm wird seitlich neben dem Oberkörper abwärts gehalten und der Unterarm mit der Hand, die das Ende des Auslegers greift, etwa um 100 Grad angewinkelt.
So kann locker aus dem Unterarm gesteuert werden und man vermeidet den anstrengenden Fehler, aus dem Körper heraus zu steuern. Der Pinnenausleger bleibt dabei immer leicht vor dem Körper. Bei dieser Haltung dreht sich der Oberkörper automatisch etwas in Fahrtrichtung.
Um eine Wende zu fahren, müssen wir nun der Windstärke entsprechend die Drehung einleiten. Dafür drücken wir die Pinne mit Hilfe des Pinnenauslegers vom Körper weg – dies lieber etwas zu langsam, als zu schnell. Und dann warten wir laaaange, lange mit dem
Seitenwechsel.
Der Seitenwechsel des Steuermanns sollte eine fließende Bewegung gegenläufig zur Bewegung des Großbaums sein. Wenn der Großbaum die Mittschifflinie passiert hat, ist dahinter genügend Platz für den Steuermann, um die Seite zu wechseln, ohne sich unter dem Baum durchwinden zu müssen.
Die Pinne sollte im Verlauf des Wendemanövers nicht weiter eingeschlagen werden, als unbedingt nötig. Denn je mehr und je länger das Ruder quer steht, desto stärker verlangsamt sich die Fahrt.
Sobald der Großbaum die Mittschifflinie passiert hat, ist ausreichend Platz, um auch einen langen Pinnenausleger nach oben zu klappen und – am besten mit leichter Neigung nach vorn – zur neuen Seite zu schwenken.
Dabei folgt der Steuermann dem Pinnenausleger. Ganz wichtig: Der Pinnenausleger bleibt in der alten Steuerhand, bis das Boot wieder sauber auf dem neuen Am-Wind-Kurs angekommen ist – im Idealfall auch noch ein wenig länger.
Augen nach vorn
Denn es stellt gar kein Problem dar, beim Steuern den Ausleger für eine Weile hinter dem Körper zu halten. Dabei sollte der Oberkörper etwas in Fahrtrichtung gedreht sein, um die Steuerfäden im Blick behalten zu können. Der Pinnenausleger bildet etwa einen 90-Grad-Winkel zur Pinne. Daraus ergibt sich fast automatisch die ideale Sitzposition: nicht nur zum Steuern, sondern auch für den Längs-Gewichtstrimm:
Wenn das Boot nach der Wende auf den gewünschten Kurs eingeschlagen hat, muss der Pinnenausleger zurück vor den Körper. Das funktioniert auch, ohne dass man hinschaut: Der Handrücken der freien Hand ertastet den Ausleger – wie im Bild zu sehen. Dann greift man um und führt den Pinnenausleger nach oben und vor den Körper, ohne dabei die Pinne selbst zu bewegen. So bleibt das Boot exakt auf Kurs und die Augen bleiben nach vorn gerichtet.
Mit der beschriebenen Technik kriegt man auf fast allen Booten mit Pinnensteuerung eine kontrollierte Wende hin – ohne sich zu verheddern, mitten im Manöver zu „verhungern“ oder das Boot nach der Wende zu übersteuern.
Wende kleines Kielboot
Die Wende ist eines der Grundmanöver und doch immer wieder zu optimieren. Wer sitzt an welcher Stelle auf der Kante? Wer löst die Fockschot in Lee, wer zieht in Luv und wer kurbelt? Wird die Großschot in der Wende nochmal richtig dicht gezogen oder lieber fieren und das Boot aufrecht fahren? Wo geht der Pinnenausleger entlang??? Alles Fragen, die sich der Segler bei der Wende auf dem kleinen Kielboot immer wieder stellt.
Deshalb habe ich das Playbook Wende J70 geschrieben. Darauf ist der Ablauf in der Wende zu sehen. Ausgehend von vier Seglern, Vorschiff, Focktrimmer, Großtrimmer und Steuermann. Ganz bewußt lege ich immer wieder viel Wert darauf, das der Steuermann „nur“ steuert und nicht auch noch die Großschot bedient, bzw. dann nicht bedient, weil das Steuern schon viel Aufmerksamkeit benötigt.
Vorschiff | Focktrimm | Groß Trimm | Steuer |
Kante | Kante | Trimmt das Großsegel | „WENDE“ |
Full hike | Füße rein Fock Schot in die Hand „READY“ | Großschot an den Steuermann | Kurs halten |
Seitenwechsel | Alte Schot los wenn Boot in die Wende dreht | Traveller Luv zu Luv ziehen | „GO“ das Boot dreht Großsegel trimmen. |
Full hike Inhouler trimmen | Fock trimmen | Seitenwechsel Großschot übernehmen | Steuern Groß übergeben |
Die Wende und natürlich noch viele andere Manöver, dazu Trimm von Rigg und Segeln und das Segeln mit Gennaker sind dann auch Inhalt in der J70 MasterClass auf Mallorca.
Halse
Ob Du die Halse auf der J70 mit Gennaker oder die Halse ohne Gennaker fährst, der Ablauf für den Steuermensch kann immer gleich sein.
Wie bei der Wende auch, ist der Gewichtstrimm wichtig und kann die Halse super unterstützen. Das gilt vor allem bei leichtem Wind, um mit einer Pumpbewegung den Gennaker zu füllen und Geschwindigkeit auf zu nehmen.
Bei einer vierer Crew bleiben 1 und 2 auf den jeweiliegen Seiten sitzen und unterstützen den Genni Trimmer an den Schoten. Dazu später mehr.
In den Videos geht es erstmal um den Bewegungsablauf für den Steuermann. Achtet auf den Zeitpunkt des Handwechsel des Pinnenausleger. Wenn ich genügend Zeit vor der Drehung des Bootes habe, kann ich erst den Handwechsel machen und dann mit der vorderen Hand den Impuls in die Großschot geben. Wenn es schnell gehen soll, dann greife ich über Kreuz und mache den Handwechsel erst nachdem das Großsegel die Seite gewechselt hat. Beide Varianten kannst Du natürlich wunderbar ohne Gennaker üben….
Die Halse mit Pinnenausleger
Die Bewegung des Steuermensch bei der Halse mit Pinnenausleger. Erst Handwechsel und dann den Impuls ins Großsegel geben dauert deutlich länger.
Die Halse mit Pinnenausleger
Der Unterschied ist der Zeitpunkt des Handwechsel. Wenn ich über Kreuz greife, kann ich den Impuls früher geben. So hat der Gennaker eine größere Chance stehen zu bleiben.
Halse
Die Halse gilt als schwieriges und zum Teil gefährliches Manöver und wird häufig versucht zu vermeiden. Das muss nicht sein. Deshalb hier ein paar Gedanken zur Halse:
Der Ablauf einer Halse ist immer etwas abhängig vom Boot und den Wind bzw. Wellenbedingungen. Da gibt es keinen fest Vorgeschriebenen Ablauf. Wichtig ist die Kontrolle des Großsegel und damit des Großbaum im Moment des „Rund achtern“ wenn der Wind genau von hinten kommt. Wohlgemerkt der Scheinbare Wind!!!!! Der aber einen kurzen Moment mit dem wahren Wind übereinstimmt.
Ob zur Halse das Großsegel komplett dicht genommen werden muss, oder der Baum an der Großschot kontrolliert auf die neue Seite geführt werden kann ist wie gesagt, stark abhängig vom Bootstyp und der Windstärke. Auch hier wieder die Windstärke des Scheinbaren Wind!!!
Je schneller das Boot fährt, um so höher ist der Fahrtwind Anteil. Je größer der Fahrtwind in der Halse ist, um so weniger Winddruck ist noch im Segel. So läßt sich auch ein Großsegel mit 50 qm Fläche bei bis zu 10 Kn Wind noch einfach auf die neue Seite bewegen. Das geht natürlich nicht in der Prüfung zum Segelschein Yacht aber immer danach
Durch die modernen Gleitjollen und Skiffs und auch den Einzug der Sportboote, wie J 70 oder Melges 24 hat sich ein etwas anderer Blickwinkel auf die Halse ergeben.
Natürlich sollte auf einer Kielyacht immer versucht werden, den Großbaum mit maximaler Kontrolle auf die neue Seite zu führen. Bei moderaten Windbedingungen und geübter Crew kann dieses Manöver jedoch auch wie auf einem Sportboot oder der Gleitjolle gefahren werden.
Wenn der Spinnaker oder Gennaker in der Halse gefahren wird, gilt die größte Aufmerksamkeit natürlich diesem Segel, das Großsegel muss dann nur im richtigen Moment zur anderen Seite geführt werden.
Bei einem Boot ohne Zusatzsegel und mit Fock zeigt die Fock den Zeitpunkt des Seitenwechsel des Großsegel hervorragend an. Sobald die Fock in sich zusammen fällt weil sie in der Abdeckung des Großsegel keinen Wind mehr hat, ist der richtige Moment für den Seitenwechsel des Großsegel gekommen.
Auf kleineren Kielbooten, Sportbooten und Jollen kann fast immer das Großsegel direkt an der Talje der Großschot auf die neue Seite geführt werden.
Diese Art der Halse wird häufig als „Regattahalse“ bezeichnet, hat aber mit Regatta eigentlich nicht viel zu tun. Es ist nur eine angepasste Großsegelführung an den Bootstyp oder die Windbedingungen. Diese Art der Halse funktioniert auch auf einer 12 Meter Yacht bei sehr wenig Wind noch
Der große Vorteil dabei ist, das dieses Manöver, das sicherlich schwierig zu steuern ist, schnell erledigt ist.
Solange das Segel dabei auf der neuen Seite kontrolliert raus gelassen werden kann, ist eine sogenannte „Yachthalse“ wie sie in den Segelschulen gelehrt und von den Prüfungsausschüssen der Segelverbände geprüft wird, nicht nötig.
Wenn ich die klassische „Yachthalse“ fahre, dabei vielleicht noch vom Vor-Wind-Kurs aus, mit einem dicht holen des Großsegel über die Winsch oder Talje der Großschot, verliert das Boot sehr viel Geschwindigkeit. Hinzu kommt, das der Druck im Großsegel größer wird, je langsamer das Boot fährt und je mehr der Wind von achtern kommt.
Ist das Boot schnell unterwegs, hat es einen großen Fahrtwindanteil und der scheinbare Wind kommt mehr von vorne oder von der Seite. Dadurch ist viel weniger Kraft an der Großschot nötig um das Segel zu schiften, also auf die neue Seite zu bringen. Deshalb ist es sehr von Vorteil, die Halse vom Raumschots-Kurs aus zu fahren.
Hier kommen noch zwei Kräfte-Parallelogramme für Vorm Wind und Raum-Wind Kurs
Der Raumschots Kurs ist der schnellste Kurs, viel sicherer als der Vorm-Wind Kurs im Bezug auf die Patent-Halse und mit den modernen Riggs, die angepfeilte Salinge haben mit weit hinter dem Mastfuß angebrachten Wanten, kann das Großsegel gar nicht mehr im 90 Grad Winkel aufgefiert werden. Dadurch ist mein tiefster Winkel nach Lee durch die Segelstellung vorgegeben. Letzten endes zeigen die Fäden im Achterliek des Großsegel an, wie tief ich fahren kann, denn es sollen ja wie immer die unteren Fäden nach hinten auswehen und der oberste Faden darf nach Lee weg klappen muss aber regelmäßig zu sehen sein. Wenn der Kurs zu tief gesteuert wird, haben die Fäden keinerlei Anströmung und verschwinden in Lee. Da hilft nur etwas anluven.
Wenn das Großsegel etwas in die Salingenden oder die Wanten drückt, ist dies kein Grund, gleich das Segel dichter zu nehmen. Das Maximum ist der Abstand vom Großbaum zu den Wanten, wo immer eine Hand breit zwischen passen sollte.
Für die Druckstellen im Segel hält der Segelmacher sogenannte „Patches“ bereit, die auf das Segel geklebt werden können.
Der maximal tiefste Kurs, der gefahren werden kann, ist also abhängig von der Großsegelstellung.
Bei der Halse auf Booten ohne Gennaker sollte nun die größtmögliche Geschwindigkeit in der Halse gefahren werden, um das Segel von Hand auf die andere Seite bringen zu können.
Der Steuermann steuert dann ein der Windstärke angepaßtes großes oder kleines „C“ auf dem Wasser und das Großsegel wechselt zum Zeitpunkt des einfallen der Fock die Seite.
Je nach Bootstyp kann der Steuermann vor der eigentlichen Halse bzw dem schiften des Großsegel, schon die Seite wechseln. Dabei sollte das Boot immer möglichst aufrecht gehalten werden. Bei Lee-Krängung fällt der Steuermann ab und bei Luv-Krängung anluven. Das gilt dann besonders auf dem neuen Bug, während das Boot vom Vor Wind Kurs anluvt auf den richtigen Raum- Wind Kurs. Um den richtigen WInkel zu finden ist die Krängung ein sehr guter Anhaltspunkt
Ein ziemlich cooles Video zum Segel- und Riggtrimm. Ist nicht mit einer J 70 gedreht, aber ein genau so modernes Segelboot und vor allem super erklärt….